Während ihres Studiums an der Universität von Nancy in Frankreich wurde Martine Cloze klar, dass sie nicht nur Ärztin werden wollte. Für sie war es wichtig, auch die Mechanismen von Krankheiten zu verstehen. Sie beschloss daher, Biologie und Physik zu studieren und gründete, nachdem sie ihren Mann kennen gelernt hatte, ein Forschungslabor.
Ein führendes Beispiel für weibliche Führungskräfte
Martine und ihr Mann kamen 1987 zum Pharmariesen Roche in Basel. Dort arbeitete sie als Forschungswissenschaftlerin. "Ich mochte diese Arbeit sehr, denn mit einer bahnbrechenden Entdeckung kann man potenziell Tausenden von Menschen helfen, während man als Hausarzt im Grunde immer nur einen Patienten behandeln kann", erklärt sie gegenüber womeninbusiness.ch.
Roche wollte jedoch die Entwicklung des Medikaments gegen Herzinsuffizienz, an dem Martine und ihr Mann gearbeitet hatten, einstellen. Dennoch glaubten sie an ihr Projekt und wollten es weiterführen. Sie gründeten daraufhin Actelion und brachten ein Medikament gegen pulmonale arterielle Hypertonie auf den Markt. Es war ein großer Erfolg sowohl für das Unternehmen als auch für die Betroffenen. Gegenüber dem Nachrichtenportal cash.ch sagte sie bescheiden: "Es war Teamarbeit. Ich habe immer versucht, mit gutem Beispiel voranzugehen und die Richtung in der Forschung vorzugeben."
In den nächsten zwanzig Jahren erhielt Actelion die Zulassung für fünf neue Therapien. Die Zahl der Mitarbeiter des Unternehmens wuchs stetig und betrug 2017 weltweit mehr als 2.500, davon etwa die Hälfte Frauen.
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Martine Clozel vermittelte Frauen in die Rolle der General Managerin an vielen der weltweiten Standorte von Actelion, darunter in Frankreich, Österreich, Griechenland, Polen und Mexiko. "Die Zeiten haben sich sehr geändert, seit ich an der Universität war und meine Karriere begann. Heute ist es einfacher, als Frau eine Karriere zu starten und diese mit einer Familie zu vereinbaren", sagte sie.
Anhaltender Erfolg bei Idorsia
Im Jahr 2017 wurde Actelion von Johnson & Johnson für $30 Milliarden US-Dollar übernommen, wovon die Clozels rund $1,5 Milliarden US-Dollar aus dem Verkauf ihrer Anteile erhielten. Anschließend gründete das Ehepaar ein neues pharmazeutisches Forschungsunternehmen namens Idorsia. Hier leitet sie, wie schon bei Actelion, weiterhin die Forschung. Das Portfolio des Unternehmens umfasst derzeit zwei vermarktete Produkte und mehr als zehn Wirkstoffe in der klinischen Entwicklung. Idorsia beschäftigt weltweit über 1'300 Mitarbeitende und ist an der SIX Swiss Exchange kotiert.
Etwa 45% der Beschäftigten von Idorsia sind Frauen. "Ich halte es für wichtig, dass Frauen mit Kindern nach einer Elternzeit wieder in den Beruf zurückkehren können. Bei Idorsia bemühen wir uns, die bestmöglichen Bedingungen für Familien zu schaffen, indem wir zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle anbieten und Home-Office ermöglichen", sagt die 68-jährige Unternehmerin, die nicht vorhat, zurückzutreten.
Nachhaltigkeit ist den Clozels wichtig: Der Aufbau eines nachhaltigen Pharmaunternehmens erfordert wissenschaftliche Innovation und erhebliche Investitionen", so Jean-Paul Clozel.
Idorsia hat zwar bewiesen, dass es in der Lage ist, neue Therapien auf den Markt zu bringen, doch seine finanziellen Ressourcen sind derzeit begrenzt, wobei die Barreserven voraussichtlich für den Betrieb bis Anfang April 2024 ausreichen werden. "Daher planen wir, unsere Barmittel auf verschiedene Weise zu erweitern, einschließlich potenzieller Lizenzvereinbarungen", teilte Jean-Paul Clozel mit.
Stärkung des Biotech-Standorts Schweiz
2022 wurde Martine Clozel mit dem Prix Suisse der Initiative Schweiz ausgezeichnet, der jährlich an eine Person verliehen wird, die "aussergewöhnliche Leistungen für die Schweiz" erbracht hat. Im selben Jahr erhielten sie und ihr Mann die Ehrendoktorwürde der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel.
Sowohl Actelion als auch Idorsia haben ihren Hauptsitz in Allschwil, einem Dorf und einer Gemeinde im Bezirk Arlesheim im Kanton Basel, Schweiz. Martine Clozel sagte, dass die Schweiz - insbesondere die Region um Basel - ein guter Standort sei, um die besten Talente der Pharmaindustrie anzuziehen. Die Nähe zu großen Unternehmen wie Roche und Novartis ist ein wichtiger Faktor, und dennoch gibt es viel Platz für Start-ups und kleinere Unternehmen der Branche.
Bei Idorsia sind Menschen unterschiedlichster Herkunft und Nationalität willkommen; die Mitarbeiter kommen aus 43 Ländern. "Forschung ist kein einfaches Feld, vor allem wenn man etwas völlig Neues machen will. Das kann man nur im Team schaffen", sagt der erfolgreichste Wissenschaftler der Schweiz.