Diese vier Massnahmen schlagen Experten vor, um die nächste Bankenkrise in der Schweiz zu verhindern

168 Milliarden Schweizer Franken ist der Betrag, den die Schweizerische Nationalbank (SNB) der Credit Suisse Mitte März 2023, auf dem Höhepunkt der Bankenkrise, leihen musste. Dies war die einzige Möglichkeit, den Zusammenbruch der einst zweitgrössten Schweizer Bank zu verhindern. Einen wesentlichen Teil dieser Liquiditätshilfe gewährte die SNB, ohne von der Credit Suisse Sicherheiten zu erhalten. Im Falle eines Konkurses hätte daher auch der Schweizer Steuerzahler Milliarden verlieren können.
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Die Schweizer Politik will deshalb verhindern, dass die UBS in Zukunft in eine ähnlich prekäre Situation gerät. Am vergangenen Freitag veröffentlichte eine Kommission aus Forschern, Finanziers und Wirtschaftsvertretern Reformvorschläge und Lehren aus dem Debakel der Credit Suisse.

Laut dem Bericht des Expertenrats, dem auch der Basler Wirtschaftsprofessor Yvan Lengwiler angehörte, "kommt im Falle einer Krise der UBS eine Übernahme innerhalb der Schweiz nicht mehr in Frage, da die UBS die einzige verbleibende global systemrelevante Bank im Land ist". Die Frage, wie eine bedeutende Bank liquidiert werden könnte, sei deshalb "von zunehmender Bedeutung". Aus diesem Grund haben Experten vier Reformvorschläge eingereicht.

01 Verbessertes Risikomanagement

Das Triumvirat aus Finanzministerium, Finanzaufsichtsbehörde Finma und SNB habe mit der staatlich orchestrierten Notrettung der UBS eine Lösung für die Krise gefunden, so die Experten. Die Experten kommen jedoch zum Schluss, dass der Entscheidungsprozess nicht nachvollziehbar und beunruhigend wenig institutionalisiert ist.

Sie schlagen unter anderem vor, dass sich das Finanzministerium, die Finma und die SNB künftig die Verantwortung für die Abwicklung der Bank oder das Krisenmanagement teilen sollten. Die Koordination der Behörden bei der Reaktion auf Krisenszenarien sollte nach Ansicht der Experten regelmäßig durch Krisensimulationen überprüft werden.

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02 Mehr Leistung für die Finma

Die Experten stellen fest, dass die Finanzaufsichtsbehörde Finma zwar Sanktionen gegen die Credit Suisse verhängt hat. Diese sogenannten Enforcement-Verfahren haben aber nicht den gewünschten Erfolg gebracht. "Im Vergleich zu ausländischen Aufsichtsbehörden verfügt die Finma über weniger Instrumente, um eine wirksame Aufsicht durchzusetzen", folgern die Experten. Sie schlagen deshalb vor, dass die Finma künftig systemrelevanten Banken organisatorische Änderungen auferlegen kann, um sie für eine frühzeitige Sanierung zugänglicher zu machen. Zudem soll die Finma bereits vor dem Entstehen eines Insolvenzrisikos eingreifen und Schutzmassnahmen anordnen können. Nach dem Untergang der Credit Suisse hatte die Finma selbst strengere Instrumente gefordert.

 

03 Verbesserte Liquiditätsversorgung

Im März, als der Bankensturm am schlimmsten war, hoben die Kunden der Credit Suisse bis zu $10 Milliarden pro Tag ab. Doch die Schweiz war auf einen solchen Ansturm auf die Banken nicht vorbereitet. Sie musste mit staatlich gestützter Bargeld-Nothilfe aufwarten. In anderen Ländern sind diese Art von Instrumenten üblich. Die Experten fordern daher, dass diese staatlich unterstützten Hilfen gesetzlich verankert werden. Die Finma sollte auch in der Lage sein, sehr wichtigen Banken zu sagen, dass sie vor einer Restrukturierung genügend Sicherheiten bei der SNB und ausländischen Zentralbanken hinterlegen müssen, damit sie im Krisenfall Bargeld erhalten können.

 

04 Reform der nachrangigen Anleihen

Die Abschreibung bestimmter nachrangiger Anleihen, die von der Credit Suisse im Rahmen der Rettungsaktion ausgegeben wurden, hat die Anleger verblüfft. Rund 16 Milliarden Franken wurden für diese sogenannten AT1-Anleihen verschleudert. Die Tatsache, dass die Gläubiger einen umfassenden Verlust erlitten, die Aktionäre der Credit Suisse aber nicht, sorgte für große Verwirrung. Die Fachleute raten deshalb, die Schweizer AT1-Anleiheklauseln an internationale Standards anzupassen. Der Markt muss wiederbelebt werden.

Die Vorschläge des Expertengremiums werden nicht sofort etwas ändern, aber sie werden wahrscheinlich in die für das nächste Jahr geplante Überprüfung der Regulierung der Großbanken durch die Regierung einfließen. Mit Blick auf die eidgenössischen Wahlen am 22. Oktober 2023 ist auch die Zukunft des Schweizer Bankensystems eines der wichtigen Wahlthemen. Den beiden größten Schweizer Fraktionen gehen die Pläne wahrscheinlich nicht weit genug. Die Sozialdemokraten wollen auch, dass wichtige Banken keine Boni mehr zahlen und höhere Eigenkapitalstandards haben. Die Schweizerische Volkspartei ist eine rechtskonservative Gruppierung, die möchte, dass die Banken in Notfällen Hilfe erhalten können. Sie sagt auch, dass Spar-, Kredit- und Vermögensverwaltungsbanken von Banken, die ihr eigenes Geschäft betreiben, getrennt werden sollten.

Eine beispiellose Rettungsaktion 

Wirtschaftlich gesehen ist die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS historisch - die Schweiz wird nur noch eine bedeutende Bank haben, und die 167 Jahre alte Credit Suisse wird in die Annalen der Geschichte eingehen.

Auch die Schweiz wagt sich auf juristisches Neuland - der Bund erlässt ein mit der Pandemie vergleichbares Notrecht, um schwere wirtschaftliche Schäden zu verhindern. Laut Bundesverfassung kann der Bundesrat in Ausnahmesituationen auf Notrecht zurückgreifen, um einer drohenden schweren Störung der öffentlichen Ordnung zu begegnen.
Bekanntlich hat der Bundesrat auf dieser Grundlage bereits während der Pandemie drastische Massnahmen angeordnet. 

15 Jahre nach der Rettung der UBS müssen die Steuerzahler wieder einmal eine bedeutende Bank retten. Und dies, obwohl im Zuge der Finanzkrise ein ausgeklügeltes System für die Restrukturierung und Abwicklung grosser Institute aufgebaut wurde, um genau dieses Szenario zu verhindern.2 Zudem ist die Credit Suisse das Unternehmen, das die Schweiz zu retten versucht.
Das Unternehmen hat sich durch zahlreiche Skandale einen Namen gemacht, aber bis vor kurzem hat es seine Spitzenmanager großzügig entlohnt.
 

 

UBS - Eine neue Superbank entsteht

Die Schweizer Bundesregierung und die SNB unterstützen die Fusion nicht, um die Aktionäre der Credit Suisse (CS) zu begünstigen, sondern um die Finanzstabilität zu gewährleisten. Indem sie ein schwerwiegendes Problem bei einer systemrelevanten Bank lösen, schaffen sie jedoch ein neues Problem. UBS und CS fusionieren zu einer Bank mit einer Bilanzsumme von über 1,5 Billionen Schweizer Franken. Das ist fast doppelt so viel wie das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz.

Wenn der Bund seine "Too big to fail"-Regeln für die CS aufgibt und im Streitfall als Retter einspringt, wie würde er dann mit einer fast dreimal so grossen Bank umgehen? Es besteht die Gefahr, dass die "neue UBS" noch mehr von einer faktischen Staatsgarantie profitiert und zu einem nationalen Klumpenrisiko wird.

Wie einflussreich sind UBS und CS in der Schweiz? Nimmt man die Bilanzsumme als Massstab, so entfallen auf die beiden Banken zusammen rund 28% des inländischen Finanzsektors. Bei den Hypothekarkrediten zum Beispiel, wo der Marktanteil der grössten Banken 26% beträgt, ist ihr Einfluss geringfügig kleiner.

Dennoch wurde die UBS mit der Credit Suisse zu einer der 25 grössten Banken weltweit. Die Bilanzsumme von 1,5 Billionen Dollar ist heute mehr als doppelt so gross wie das Bruttoinlandprodukt der Schweiz.

Aktuell Rang Vorherige Rang Aktuelle vs. früher Unternehmen Hauptsitz Grundsatz der Rechnungslegung Gesamtvermögen (US$B)
1 1 NC Industrie- und Commercial Bank of China Ltd. (1398-SEHK) China IFRS   5,742.86
2 2 NC China Construction Bank Corp. (939-SEHK) China IFRS   5,016.81
3 3 NC Landwirtschaftliche Bank of China Ltd. (1288-SEHK) China IFRS   4,919.03
4 4 NC Bank of China Ltd. (3988-SEHK) China IFRS   4,192.12
5 5 NC JPMorgan Chase & Co. (JPM-NYSE) U.S. U.S. GAAP   3,665.74
6 7 Bank of America Corp. (BAC-NYSE) U.S. U.S. GAAP   3,051.38
7 6 Mitsubishi UFJ Finanzgruppe Inc. (8306-TSE) Japan Japanisch GAAP   2,967.91
8 8 NC HSBC Holdings PLC (HSBA-LSE) U.K. IFRS   2,864.59
9 9 NC BNP Paribas SA (BNP-ENXTPA) Frankreich IFRS   2,849.61
10 10 NC Crédit Agricole Gruppe Frankreich IFRS   2,542.61
11 11 NC Citigroup Inc. (C-NYSE) U.S. U.S. GAAP   2,416.68
12 14 Postsparkasse of China Co. Ltd. (1658-SEHK) China IFRS   2,039.56
13 12 Sumitomo Mitsui Finanzgruppe Inc. (8316-TSE) Japan Japanisch GAAP   2,006.75
14 15 Mizuho Financial Group Inc. (8411-TSE) Japan Japanisch GAAP   1,909.35
15 18 Bank von Kommunikation Co. Ltd. (3328-SEHK) China IFRS   1,883.72
16 16 NC Wells Fargo & Co. (WFC-NYSE) U.S. U.S. GAAP   1,881.02
17 19 Banco Santander SA (SAN-BME) Spanien IFRS   1,853.86
18 17 Barclays PLC (BARC-LSE) U.K. IFRS   1,823.84
19 13 JAPAN POST BANK Co. Ltd. (7182-TSE) Japan Japanisch GAAP   1,719.92
20 34 UBS Gruppe AG (UBSG-SWX) Schweiz IFRS   1,679.36
21 20 BPCE-Gruppe Frankreich IFRS   1,636.35
22 21 Société Générale SA (GLE-ENXTPA) Frankreich IFRS   1,588.99
23 26 Royal Bank of Kanada (RY-TSX)* Kanada IFRS   1,544.17
24 23 Die Toronto-Dominion Bank (TD-TSX)* Kanada IFRS   1,524.83
25 25 NC China Merchants Bank Co. Ltd. (600036-SHSE) China IFRS   1,470.00

Quelle: S&P Global

Nach der Übernahme der Credit Suisse - UBS mit einem Gewinn von 29 Mrd. Dollar

Die UBS übernimmt ihren ehemaligen Konkurrenten Credit Suisse vollständig. Letzte Woche wies UBS-CEO Sergio Ermotti die Forderung des Schweizer Gesetzgebers zurück, die Credit Suisse in der Schweiz als eigene Bank auszugliedern. Er erklärte, man habe alle Optionen gründlich geprüft und sagte vor Medienvertretern in Zürich: "Es ist glasklar, dass die einzige praktikable Option die vollständige Integration des Geschäfts ist." 

Die Schweizer Tochtergesellschaft war nicht nur in Bezug auf ihre IT-Infrastruktur, sondern auch bei der Finanzierung zu stark von der Muttergesellschaft abhängig. Daher ist die Integration die optimale Lösung für Kunden, Mitarbeiter und die Schweizer Wirtschaft.

Zudem ist das Schweizer Geschäft der Credit Suisse stark von der Krise des Mutterhauses betroffen, das die UBS Mitte März im Rahmen einer staatlich organisierten Rettungsaktion übernommen hat.

Das zeigen auch die Zahlen der Credit Suisse für das zweite Quartal 2023, die UBS am Donnerstag zum letzten Mal separat veröffentlicht hat. Die ehemals zweitgrösste Schweizer Bank verzeichnete in allen Geschäftsbereichen Defizite. Das kumulierte Defizit betrug mehr als neun Milliarden Dollar. Allein die Investmentbank verlor fast zwei Milliarden Dollar, die Vermögensverwaltung über eine Milliarde. Und auch das Privat- und Firmenkundengeschäft in der Schweiz ging nach dem Höhepunkt der Gewinne der Bank zurück.

Sergio Ermotti kehrt als CEO von UBS zurück. Zudem löste Sergio Ermotti Ralph Hamers als CEO der UBS-Bank ab, Colm Kelleher blieb Präsident des Verwaltungsrats. Ulrich Körner, bisher Managing Director der Credit Suisse, wechselt in die Konzernleitung der UBS. UBS übernimmt die Credit Suisse am 19. März 2023 im Rahmen einer Rettungsaktion, die von den Schweizer Behörden organisiert wurde, um einen Zusammenbruch des Bankensektors zu verhindern.

Quelle: Simon Dawson/Bloomberg

Gewinne für UBS nach der Übernahme durch die Credit Suisse

Die UBS teilte weiter mit, dass trotz der Milliardenverluste bei der Credit Suisse die Nothilfe zu einem rekordverdächtigen Gewinn von 29 Milliarden Dollar führte. Das vorangegangene: Die UBS zahlte rund $3 Milliarden für die Credit Suisse, die zu diesem Zeitpunkt rund $43 Milliarden Eigenkapital in ihrer Bilanz hatte. Die UBS muss die Differenz zwischen Eigenkapital, Kaufpreis und Restrukturierungskosten als Sondergewinn, den so genannten Badwill, in ihrer eigenen Bilanz ausweisen.

Der aus der Übernahme der Credit Suisse resultierende Bilanzgewinn bleibt jedoch weiterhin hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Im März 2023 informierte UBS ihre Aktionäre, dass der Buchwert pro Aktie um 74% steigen würde. Analysten schätzen, dass dies den Buchwert von UBS um zwischen $35 Milliarden und $40 Milliarden erhöht hätte.

Die UBS erhielt rund 16 Milliarden Schweizer Franken an "Netto-Neugeld". Der UBS-CEO erklärte, dass nur 2% der Kunden, die Gelder von der Credit Suisse abgezogen haben, ihre Konten geschlossen haben. Dementsprechend sei die UBS gut auf die Bemühungen der Konkurrenten vorbereitet, weiterhin Kunden zu gewinnen und Gelder in die UBS zu investieren.

Global Wealth Management erweist sich ebenfalls als relativ stabil. Der Gewinn vor Steuern in der wichtigsten Sparte der UBS ging im Vergleich zum Vorjahresquartal um vier Prozent zurück. Die Investmentbank erwirtschaftete nur noch einen Vorsteuergewinn von 139 Millionen Dollar, das sind 66% weniger als im Vorjahr. Auch in der Vermögensverwaltung hat die UBS mit rückläufigen Gewinnen zu kämpfen.

 

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Die Finanzindustrie in der Schweiz beschäftigt mehr als 200.000 Menschen und generiert fast 10% der gesamten Beschäftigung in der Schweiz. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das gesamte Finanzsystem sowie die Kunden des Finanzmarktes angemessen gesichert sind. In der Schweiz ist dafür die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) zuständig.
Das Vermögen der privaten Haushalte ist zum ersten Mal seit der Finanzkrise zurückgegangen. Die Aufwertung des Dollars, die Inflation und der Rückgang der Aktienmärkte im vergangenen Jahr haben dazu beigetragen. Zu diesem Ergebnis kommt das Credit Suisse Research Institute, das im Rahmen von UBS erstmals die wohl gründlichste Studie zur globalen Vermögensbildung präsentiert.
Fast der gesamte Planet hat derzeit mit steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen. Einige Länder gehen jedoch besser mit diesem Problem um als andere. Dies ist zum Beispiel in der Schweiz der Fall, die unter den Industrieländern eine der am wenigsten starken Inflationsauswirkungen erfährt. Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) sank die Inflation von 2,2% auf 1,7% im Mai 2023 und lag im Jahr 2023 in der Schweiz bei durchschnittlich 2,67 Prozent. Darüber hinaus wird die Schweizer Bevölkerung auf der Grundlage des jüngsten Verbraucherpreisindexes einen bescheidenen Preisanstieg von 3,3% erfahren.

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Karin Keller-Sutter, die Finanzministerin, die für die Fusion der beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse und damit für eine der bedeutendsten Finanzentscheidungen des letzten Jahrzehnts in Europa verantwortlich ist, wird für diese Fusion verantwortlich gemacht. Schauen wir uns nun die Frau an, die für diese Entscheidungen verantwortlich ist.
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