Griechische Staatsanleihen wurden einst spöttisch als Ouzo-Anleihen bezeichnet - weil die Rendite der Schuldverschreibungen aufgrund der extremen Risikoaufschläge 40% betrug - ähnlich dem Alkoholgehalt des griechischen Nationalgetränks. Der Athener Aktienindex stürzte von 2200 auf 820 Punkte ab. Auch diese Entwicklung war Teil der Krisenzeit von 2009-2018. Vor acht Jahren musste Griechenland als Mitglied der Eurozone mit Milliardenkrediten der Euro-Partner vor dem drohenden Staatsbankrott gerettet werden.
Politik als Grundlage für Wirtschaftsstabilität
Heute jedoch geht es an der Akropolis-Börse steil bergauf. Seit Anfang des Jahres hat der Leitindex Athex Composite einen Anstieg von 40,5% verzeichnet. Damit ist der griechische Aktienmarkt einer der leistungsstärksten der Welt. Der Haushalt ist konsolidiert, und Griechenland senkt seine Schuldenquote schneller als jedes andere Land der Eurozone. Der neue Wirtschafts- und Finanzminister von Athen, Kostis Chatzidakis, zeigte sich zufrieden: "Wir sind nicht mehr das schwarze Schaf Europas."
Auch die ausländischen Investoren beobachten die Lage. Nach Berechnungen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg sind in den ersten vier Monaten dieses Jahres 3,4 Milliarden Euro aus dem Ausland in griechische Aktien und Anleihen geflossen. Bis zum Jahresende dürfte sich der Zufluss nach Schätzung von Marktbeobachtern auf über zehn Milliarden Euro erhöhen. Die Politik spielt hier sicherlich ihre Rolle. Mit Juni-Wahlsieg setzt die Einparteienregierung ihre Arbeit fort. Der seit 2019 amtierende Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis (Partei Nea Dimokratia) hat das Land politisch stabilisiert.
Konsolidierung und Schuldenabbau
Die steigende Nachfrage nach griechischen Staatsanleihen treibt die Kurse hoch. Die Wirtschaft blüht, die chronisch hohen Arbeitslosenzahlen gehen zurück. Seit 2019 fiel die Arbeitslosenquote von 17,6% auf 11,1%, die Zahl der Jobs wuchs im selben Zeitraum um 19%. Eine Rezession ist nicht in Sicht, die Europäische Zentralbank prognostiziert Griechenland für dieses Jahr ein Wachstum von 2,4 Prozent. Das wäre mehr als doppelt so viel wie im Durchschnitt der Euro-Zone.
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Wirtschaftswachstum und Haushaltskonsolidierung tragen zum Schuldenabbau bei. Im Primärhaushalt, der die Zinszahlungen blockiert, erzielte Griechenland in den ersten sechs Monaten einen Überschuss von 2,1 Milliarden Euro, gegenüber einem Defizit von 3,4 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.
Gute Ratings von Agenturen
Die deutsche Ratingagentur Scope verlieh Griechenland Freitagabend das Prädikat „Investment Grade". Die Agentur stufte die Kreditwürdigkeit des Landes auf „BBB-" hoch. Zuvor lag die Bewertung bei „BB+" und damit mit hohem Ausfallrisiko. Nachdem die japanische Agentur Rating und Investment Information (R&I) neulich als erste vorgeprescht war, steigen die Erwartungen, dass auch die drei großen Ratingagenturen Moody's, S&P und Fitch nachziehen könnten und Griechenland wieder als anlagewürdig einstufen.