Jahrhunderte alter Handel in der Schweiz
Gelegen im Zentrum Europas, mit Zugang zu bedeutenden Alpenpässen, mit vielen Ländern gemeinsam und am Rhein, erlangte die Schweiz im Mittelalter eine bedeutende Rolle als Handelszentrum.
Ausländische Investoren kamen zu dieser Zeit zu den florierenden Genfer Messen, die im 15. Jahrhundert ein wichtiger Bestandteil der mittelalterlichen Handelsszene in Europa waren. Youssef Cassis, Professor für Wirtschaftsgeschichte am Europäischen Hochschulinstitut in der Toskana erklärte, dass die Schweiz ihr Bankwesen stark von ausländischen Kaufleuten und Finanzexperten abhängig gemacht hatte.
Die Schweiz war im 17. Jahrhundert ein bedeutender Zufluchtsort für protestantische Flüchtlinge aus den katholischen Nachbarländern, was auch zum Wachstum des Bankwesens beigetragen hat. Nicht nur Uhrmacher kamen durch den Zustrom von Emigranten in die Westschweiz, sondern auch Bankfachleute und andere qualifizierte Arbeiter. Laut Cassis waren ursprünglich alle Banken in Europa und der Schweiz
Handelsunternehmen, die sich auf Finanzierung von Handelsgeschäften spezialisierten, aber als das Bankwesen zu einem eigenständigen Beruf wurde, schlossen sie sich zusammen. Das Private Banking entwickelte sich aus der traditionellen Welt der Privatbankiers, die als Personengesellschaften in Privatbesitz definiert werden und die unbegrenzte Haftung für Verluste übernehmen.
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Bankwesen und die Schweizer Neutralität
Als die Unternehmen in Genf, Basel und später die Textilriesen in St. Gallen wuchsen, benötigten sie Finanzexperten, die sich um Kredite, Devisen und frühe Derivate kümmerten, um Handelsrisiken auszugleichen.
Aufgrund dieses Erfolgs wurden später einige der bekanntesten Namen in der Schweizer Private-Banking-Branche gegründet, darunter Lombard Odier Darier Hentsch (1796), Pictet (1805), Mirabaud (1819) und Bordier (1844).
Die starke Vermögensverwaltungsbranche wurde durch die 1815 anerkannte politische Neutralität der Schweiz und die Gründung des modernen Bundesstaates nach dem Bürgerkrieg von 1847 gegründet.
Laut Robert Vogler, einem Schweizer Wirtschaftshistoriker, wurde die Schweiz von alten, reaktionären Monarchien umgeben und bot ein ideales politisches und wirtschaftliches Umfeld für die sichere Aufbewahrung von Vermögenswerten. Allerdings wurde die Schweiz durch die enormen politischen und wirtschaftlichen Unruhen des 20. Jahrhunderts an der Spitze des internationalen Private Banking etabliert. Die Vermögenswerte wurden durch zwei Weltkriege, den Kalten Krieg, Finanzkrisen und Instabilität vieler anderer Währungen wie ein Magnet in die Schweiz gezogen.
Die Vermögensverwaltung erhielt auch Auftrieb durch die Verankerung des Bankgeheimnisses im nationalen Recht zwischen den Weltkriegen und durch die Attraktivität der Schweiz für große Geldsummen, die aufgrund europäischer Beschränkungen des Devisenverkehrs zwischen den Ländern nicht realisiert sein konnten. Die Anziehungskraft der Schweiz als Standort für Vermögensverwaltung wurde auch durch die Stabilität und Konvertierbarkeit des Schweizer Franken in andere Währungen in Zeiten globaler wirtschaftlicher Volatilität verstärkt.
Herausforderungen im 21. Jahrhundert
Nach dem Rekordjahr 2021 sanken die verwalteten Vermögen der Privatbanken in der Schweiz im Jahr 2022 um 361 Milliarden Schweizer Franken, von etwa 3,3 auf etwa 2,9 Billionen Schweizer Franken, was einem Rückgang von ca. 11% entspricht. Dies liegt an einem Rückgang der Netto-Neugelder und insbesondere an einer schlechten Performance an den Finanzmärkten aufgrund erhöhter geopolitischer und makroökonomischer Unsicherheiten.
