Die Schweizer Wirtschaft kommt nach einem starken Start in das Jahr 2023 nicht in Schwung. So verlieren die exportorientierten Sektoren aufgrund der schwachen Auslandsnachfrage an Schwung. Der inländische Dienstleistungssektor hält sich noch, obwohl der private Konsum nur moderat zunimmt. Die unterdurchschnittliche Entwicklung ist insgesamt auf das anhaltend schwierige internationale Umfeld und die damit verbundene Stagnation der industriellen Wertschöpfung zurückzuführen.
Gute Zahlen im pharmazeutischen und staatlichen Sektor
Doch nicht alle Branchen, die im zweiten Quartal eine schwere Rezession erlebten, befinden sich in einer düsteren Situation. Der Chemie- und Pharmasektor ist nicht so stark vom Auf und Ab der Konjunktur abhängig. So konnte dieser Bereich um 1,2% zulegen. Weniger erfolgreich waren dagegen der Maschinenbau und die Metallindustrie. Diese Sektoren bekommen zunehmend die Auswirkungen der schwächeren internationalen Nachfrage zu spüren. Nichtsdestotrotz wuchsen die Warenexporte stark um 6,2%, auch unterstützt durch den Handel.
Auch im Dienstleistungssektor ergibt sich ein anderes Bild. Das Gesundheits- und Sozialwesen legte deutlich zu (+0,7%). Das Gastgewerbe hingegen musste zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren einen Rückgang von 3,7% verzeichnen. Die Haupttreiber sind also staatsnahe Sektoren. So stieg der Staatsverbrauch um 0,5%, was dem historischen Durchschnitt entspricht. Dagegen stieg der private Verbrauch nur um 0,2%. Insbesondere der Heizbedarf war aufgrund des wärmsten Septembers seit Beginn der Messungen deutlich geringer.
Die Entwicklung in den anderen Verbrauchssektoren war uneinheitlich. Die Bauinvestitionen (+0,2%) waren schwach; die Wertschöpfung im Baugewerbe (-0,3%) sank leicht aufgrund der rückläufigen Umsätze im Hochbau. Die Ausrüstungsinvestitionen (-1,1%) sanken im zweiten Quartal in Folge. Während die Investitionen in Forschung und Entwicklung, elektronische Güter und Fahrzeuge zunahmen, wurde in den meisten anderen Kategorien weniger investiert.
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Motor des Bevölkerungswachstums
Die gute Nachricht ist, dass die Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr von einer Rezession verschont geblieben ist. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im zweiten Quartal leicht, konnte aber im dritten Quartal wieder leicht zulegen. Um eine Rezession auszulösen, muss das BIP in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen sinken.
Vor diesem Hintergrund wird für dieses Jahr ein Wachstum von knapp 1% erwartet. Dieses positive Ergebnis ist vor allem auf das anhaltend hohe Bevölkerungswachstum zurückzuführen, das im Jahr 2023 voraussichtlich bei 1,3% liegen wird. Da die Bevölkerung stärker wächst als die Wirtschaft, schrumpft das Pro-Kopf-BIP - eine Kennzahl, die zeigt, was der Einzelne vom Wachstum hat. Das Wachstum der Schweiz im Jahr 2023 ist also vor allem ein Wachstum in die Breite.
Setzt man die Entwicklung in einen internationalen Kontext, so zeigt sich, dass die Schweiz derzeit weniger dynamisch ist als die USA. In den USA hingegen erwarten die meisten Ökonomen für das kommende Jahr eine deutliche Verlangsamung des Wachstums oder gar eine Rezession. Die Schweizer Wirtschaft entwickelt sich günstiger als in den europäischen Vororten, wo die EU-Wirtschaft im dritten Quartal stagnierte und die Wirtschaft der Eurozone sogar leicht schrumpfte.