Für rund drei Viertel der Befragten stehen der eigene geschäftliche Erfolg oder die Sicherheit des eigenen Privatvermögens im Vordergrund, wenn es um nachhaltiges Handeln geht. Die Forscher haben 100 vermögende Menschen aus dem deutschsprachigen Raum um Auskunft gebeten. Von diesen 100 verfügen 82 über ein Vermögen von mindestens 50 Millionen Euro. Außerdem gaben 111 Dienstleister, die in verwandten Bereichen tätig sind, wie aktive Banken, Vermögensverwalter, Rechts- und Steuerberater sowie Multi-Family-Offices, ein Feedback.
Die bessere Situation für jüngere Erben
Nachhaltigkeit bei Investitionen ist daher für viele Wohlhabende ein zweitrangiges Anliegen. Die befragten UNWHIs gaben an, dass sie dazu beitragen wollen, die Grenzen der Welt zu schützen (50%), dauerhaften Wohlstand für die Gesellschaft zu schaffen (38%) oder dafür zu sorgen, dass die Regierung verantwortungsvoll geführt wird (41%). Diese Ziele sind jedoch bei jüngeren Millionären und Milliardären viel häufiger anzutreffen als bei älteren Millionären und Milliardären. Bei allen Befragten ist der eigene langfristige Erfolg definitiv der wichtigste Aspekt ihres Verständnisses von Nachhaltigkeit.
Yvonne Brückner, Geschäftsführerin und wissenschaftliche Leiterin von Resfutura, meint, dass ein Grund dafür sein könnte, dass die Kinder mindestens die zweite Generation von Wohlhabenden sind: "Sie haben sich dann schon länger Gedanken darüber gemacht, wie sie erfolgreich bleiben können, und haben dadurch den Gedanken der Nachhaltigkeit früher kennengelernt."
Eine zweite mögliche Erklärung ist: "Es gibt auch Leute, die viel Geld erben und sagen: "Ich habe es nicht selbst verdient." Ich habe es zufällig bekommen. Dann möchte ich zumindest dazu beitragen, dass das große Ganze wächst und sich verbessert."
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Ideologie oder Wirtschaft?
Allerdings geben weniger als 15% der Dienstleister an, dass sich die Mehrheit ihrer vermögenden Kunden derzeit aktiv mit Fragen der Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Vielmehr herrscht vielerorts noch die Auffassung vor, dass Nachhaltigkeit in erster Linie ein ideologisches und kein wirtschaftliches Thema ist. Die Befragten befürchten nach wie vor, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit auf Kosten der erzielbaren Renditen geht und die Diversifikationsmöglichkeiten drastisch reduziert.
"Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die zweifelsfrei zeigen, dass eine Schlechterstellung nicht zu befürchten ist, sondern sogar die Aussicht auf einen Mehrwert besteht, scheinen noch nicht allgemein bekannt zu sein", erklären die Autoren der Studie.
Klärung des wirtschaftlichen Mehrwerts
Die befragten Dienstleister betonen jedoch, dass die Diskussionen über Nachhaltigkeit auf ihre Anregung hin meist offen und konstruktiv geführt wurden. Etwa die Hälfte gibt an, dass ein Großteil ihrer vermögenden Kunden und Klienten zu dieser Gruppe gehört. Die Dienstleister der UHNWIs nennen mehrere Argumente als Schlüssel für die positive Reaktion, wenn sie darauf angesprochen werden.
Von besonderer Bedeutung ist die Erläuterung des wirtschaftlichen Mehrwerts. Diese werden von 39% der Dienstleistungsanbieter als zentral genannt, während ein weiteres Drittel den Beitrag zum Übergang als wichtigstes Argument ansieht. Etwa 30% argumentieren, dass die Attraktivität der Anlagen für die nächste Generation steigt.
Das Streben nach Verantwortung
"Die Argumentation mit dem Fokus auf Verantwortung führt allerdings zunächst oft zu zurückhaltenden Reaktionen", so Brückner. Diejenigen, die Nachhaltigkeit bereits gezielt berücksichtigen, sind jedoch meist mit den Ergebnissen zufrieden. So gibt jeder Zweite an, einen nicht-monetären Mehrwert zu erwarten oder bereits zu sehen und 38% sagen dasselbe über den wirtschaftlichen Nutzen. Mit 23% erwartet weniger als ein Viertel eine wirtschaftliche Belastung.
Brückner erwartet, dass immer mehr UHNWIs Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln werden. Auch weil die Jüngeren die Umstellung vorantreiben. In der Studie nennen die Dienstleister den Druck der Erben nach Verantwortung als zweithäufigsten Grund, warum Kunden Nachhaltigkeit in Betracht ziehen wollen.