Ein Jahr mit rekordverdächtigen Leistungen
Die Entwicklung der Schweizer Uhrenindustrie im Jahr 2023 ist schlichtweg beeindruckend. Gemäss der Deloitte-Studie über die Schweizer Uhrenindustrie erreichten die Uhrenexporte ein Allzeithoch von fast CHF 25 Milliarden, was eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Dieser Wachstumskurs setzte sich in den ersten acht Monaten des Jahres fort, wobei die Uhrenexporte volumenmässig um 10,2% und wertmässig um 9,2% zunahmen. Trotz der Inflation und des starken Schweizer Frankens ist es der Branche gelungen, ihren Aufwärtstrend beizubehalten, was auf eine robuste Nachfrage und die Widerstandsfähigkeit des Marktes hinweist.
Wichtige Exportmärkte
Die Vereinigten Staaten und China, zwei Kernregionen für die Schweizer Uhrenindustrie, haben das Exportwachstum massgeblich vorangetrieben. Die USA bleiben der wichtigste Einzelmarkt mit Exporten in Höhe von fast 2,7 Mrd. CHF im Jahr 2023, was einer Zunahme von 10% gegenüber dem Vorjahr entspricht. China, nach den USA der zweitwichtigste Markt für die Schweizer Uhrenindustrie, erlebt eine Wiederbelebung des Uhrenabsatzes. Die Abkehr der chinesischen Regierung von der Nullzollpolitik hat zu einem Kaufrausch geführt, der durch die während der Abriegelung angesammelten Ersparnisse angeheizt wurde. Auf China entfielen 11,3% der Schweizer Uhrenexporte, gefolgt von Hongkong als drittgrößtem Exportmarkt mit einem Anteil von 9,5%.
Indien: Das aufstrebende Kraftwerk
Eine der wichtigsten Entwicklungen in der Schweizer Uhrenindustrie ist die zunehmende Anerkennung Indiens als Markt mit großem Potenzial. Die Deloitte-Studie ergab, dass die Führungskräfte der Branche Indien mit überwältigender Mehrheit als den nächsten grossen Wachstumsmarkt für Schweizer Uhren identifizierten. In den ersten acht Monaten des Jahres 2023 verzeichnete Indien einen beträchtlichen Anstieg der Uhrenexporte im Wert von 133,7 Millionen CHF, was einem Anstieg von 18,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum und einem Anstieg von fast 60% gegenüber 2021 entspricht. Die junge und wohlhabende Bevölkerung in Verbindung mit dem robusten Wirtschaftswachstum Indiens macht das Land zu einem wichtigen Akteur für die Zukunft der Branche.
Der Wandel zur Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist für die Schweizer Uhrenindustrie zu einer der wichtigsten Prioritäten geworden. Die Deloitte-Studie unterstreicht eine signifikante Verschiebung der Motivation, wobei sich Nachhaltigkeit von einer verbraucherorientierten Nachfrage zu einer industriegeführten Aufgabe entwickelt. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass Nachhaltigkeit nun Teil ihrer Unternehmensstrategie ist, wobei Investitionen in Bereiche wie Kreislaufwirtschaft und Governance-Strukturen getätigt werden. Es wird erwartet, dass zertifiziertes ethisches Gold, recycelte Materialien und Lederalternativen in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle bei den Nachhaltigkeitsbemühungen der Branche spielen werden.
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Die Uhrenmarken investieren in nachhaltige Produktionsmethoden und integrieren die Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensstrategien. ID Genève zum Beispiel, eine Uhrenmarke mit Schwerpunkt auf Umweltorientierung, stellt Uhren aus ethisch einwandfrei gewonnenen und recycelten Materialien her. Die neueste Kollektion, Circular S, umfasst Uhren aus 100% recyceltem Stahl und Armbänder aus pflanzlichen Materialien.
Beschaffungsentscheidungen
Die Kenntnis von Markttrends und Verbraucherpräferenzen ist für den anhaltenden Erfolg der Schweizer Uhrenindustrie von entscheidender Bedeutung. Beim Kauf einer Luxusuhr berücksichtigen die Verbraucher mehrere Faktoren. Laut der Deloitte-Studie sind der Ruf der Marke, das Design und das Preis-Leistungs-Verhältnis für die meisten Verbraucher von entscheidender Bedeutung. Auch die Langlebigkeit der Uhr und die nachhaltige Produktionsweise haben sich als wichtige Kriterien herauskristallisiert, insbesondere für Käufer aus Frankreich und Deutschland. Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit sind für die Verbraucher zu wesentlichen Kriterien geworden und spiegeln den wachsenden gesellschaftlichen Fokus auf verantwortungsvollen Konsum wider.
Der Aufstieg der unabhängigen Uhrmacher
In den letzten Jahren haben unabhängige Uhrenhersteller in der Schweizer Uhrenindustrie an Bedeutung gewonnen. Diese innovativen Marken verbinden traditionelle Handwerkskunst mit modernem Design und sprechen Sammler an, die einzigartige und handgefertigte Zeitmesser suchen. Unabhängige Uhrmacher legen oft Wert auf handwerkliche und arbeitsintensive Prozesse, was zu Uhren führt, die klassische Details mit moderner Ästhetik verbinden.
Die persönliche Note und die Individualität, die unabhängige Marken bieten, kommen bei den Verbrauchern gut an und tragen zu ihrer wachsenden Beliebtheit bei. Zu den bekanntesten unabhängigen Uhrmachern gehören Akrivia-CEO Rexhep Rexhepi und Norqain-CEO Ben Küffer. Diese Persönlichkeiten haben die traditionelle Uhrmacherkunst neu definiert, indem sie sie mit moderner Technologie und Design kombiniert haben. Ihre Individualität und ihr handwerklicher Ansatz haben die Aufmerksamkeit von Uhrenliebhabern und Sammlern geweckt.
Herausforderungen in der Industrie
Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften stellt für die Schweizer Uhrenindustrie eine grosse Herausforderung dar. Da die Branche weiter expandiert, wird die Suche nach qualifiziertem Personal für ihre langfristige Überlebensfähigkeit entscheidend. Der Arbeitgeberverband der Schweizerischen Uhrenindustrie betont, dass bis 2026 4'000 Fachkräfte rekrutiert und ausgebildet werden müssen, um die Zukunft der Branche zu sichern. Der Beruf des Uhrmachers erfordert eine jahrelange Ausbildung und spezielle Kenntnisse. Bestrebungen wie die vom Personaldienstleister Adecco Switzerland gegründete Watch Academy in Genf sollen den Beruf für junge Menschen attraktiver machen.