Schweizer Frauen spielen eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur Entwicklung ihres Landes. Laut ESG Hub Switzerland, einer Wissensplattform für nachhaltige Unternehmen, ist die Geschlechtervielfalt in den Schweizer Verwaltungsräten in den letzten zehn Jahren um 55% gestiegen.
Die Tradition schreibt vor, dass der Platz der Schweizer Frauen im Haus ist, wo sie für die Hausarbeit und die Kinderbetreuung zuständig sind. In einer stark patriarchalisch geprägten Gesellschaft untersteht die Frau in der Schweiz traditionell den Vätern und Ehemännern. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich die rechtliche und soziale Rolle der Schweizer Frauen erheblich weiterentwickelt. Namen wie Marthe Gosteli, Carla del Ponte, Tilo Frey und Martina Hingis sind Namen, die jeder Schweizer Bürger kennen sollte.
Lohngefälle
Auch wenn die Schweiz den geringsten Gender-Gap-Wert in ihrer Geschichte aufweist, ist eine aktuelle PwC-Index für Frauen in der Arbeitswelt 2022 stellt fest, dass das geschlechtsspezifische Lohngefälle in der Schweiz 17% beträgt, verglichen mit einem OECD-Durchschnitt von 14%. Ohne dieses Lohngefälle würden die Schweizer Frauen 23 Milliarden Franken pro Jahr mehr verdienen. Sollte sich dieser Trend in gleichem Maße wie in der OECD fortsetzen, wird es 63 Jahre dauern, bis dieser Unterschied ausgeglichen ist. Der Unterschied ist vor allem in den höheren Einkommensschichten zu beobachten, wo Frauen laut dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (UNHRC) für dieselbe Arbeit 16,8% weniger verdienen als Männer. In den unteren Segmenten beträgt der Unterschied etwa 9,3%.
Nach Angaben der Statistisches Bundesamt (BFS) verbringen Frauen rund 30 Stunden pro Woche mit unbezahlter Arbeit, während Männer rund 20 Stunden damit verbringen. Dazu gehören Kindererziehung, Pflege von Familienangehörigen, Zubereitung von Mahlzeiten, Reinigung und Gartenarbeit. Die ungleiche Verteilung der unbezahlten Arbeit ist der Hauptgrund für das geschlechtsspezifische Gefälle auf dem Arbeitsmarkt.
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Bildung
Die Schweiz verfügt über eine gut ausgebildete weibliche Erwerbsbevölkerung. Gemäss dem BFS haben die Frauen in der Schweiz vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten bedeutende Fortschritte im Bereich der Hochschulbildung gemacht. Im Jahr 1999 verfügten nur 9,8% der 25- bis 34-jährigen Frauen und 14,4% der 25- bis 34-jährigen Männer über ein Hochschuldiplom. Im Jahr 2019 stieg der Anteil der jungen Frauen mit einem Hochschulabschluss auf 42,3%, während er bei den Männern bei 34,7% lag. Wie in fast allen OECD-Ländern stellen auch in der Schweiz die Frauen die Mehrheit der Absolventinnen und Absolventen der allgemeinen Sekundarstufe II. Der Frauenanteil beträgt 57% (OECD-Durchschnitt: 55%).
Führungspositionen und FinTech
Frauen sind in der gesamten Wirtschaft in Führungspositionen aufgestiegen. Dem PwC-Bericht zufolge stellen Frauen nur 26% der Top-Manager in der Wirtschaft. Jüngste Studien zeigen, dass die Der Schweizer FinTech- und Bankensektor ist immer noch stark von Männern geprägt. Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) FinTech-Studie von 2022 zeigt, dass in der Schweizer FinTech-Branche die Unternehmensgründungen stark von Männern dominiert werden. Von den 155 Unternehmen, die an der Umfrage dieser Studie teilgenommen haben, wurden nur 14 oder relativ gesehen 9% von einer oder mehreren Frauen (mit)gegründet. Dieser Anteil ist niedriger als bei Unternehmensgründungen in allen Sektoren, wo der Anteil der von Frauen (mit-)gegründeten Unternehmen bei etwa 20% liegt".
Ende 2021 waren nur 10% der Mitglieder des Managementteams und 7% der Verwaltungsratsmitglieder in der Schweizer FinTech-Branche weiblich. Diese Prozentsätze haben sich im Vergleich zu den beiden Vorjahren erhöht. "Ein Vergleich mit den Schweizer Retailbanken zeigt jedoch, dass diese zwar ebenfalls einen Frauenanteil von 10% in den Managementteams aufweisen, der Anteil in den Verwaltungsräten mit 25% jedoch deutlich höher ist", so die IFZ FinTech Studie 2022.
Die Verbesserung der Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz würde der gesamten Wirtschaft zugute kommen. Die Schweiz würde ihr Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 33 Milliarden CHF oder 6% erhöhen, wenn sie eine ähnliche Beschäftigungsquote für Frauen wie Schweden hätte. Um dies zu erreichen, muss der Arbeitsmarkt den Frauen, die dies wünschen, mehr Flexibilität bieten. Vorrangig sollten die Hindernisse bei den Kinderbetreuungsmöglichkeiten beseitigt werden, indem die öffentlichen Ausgaben für die Kinderbetreuung und die ausserschulische Betreuung auf kantonaler und kommunaler Ebene erhöht werden.