Die Coronavirus-Pandemie hat eine Entwicklung beschleunigt, die schon seit langem im Gange ist. "Früher war das Versprechen klar: Wer hart arbeitet, dem geht es besser. Dieses Versprechen gilt nicht mehr", schreibt die Preisträgerin in ihrem Buch "Die Welt geht unter, und ich muss noch arbeiten?
Quelle: Mica Zeits/Sara Weber Archiv
Die Welt der Arbeit verändert sich, aber die Arbeit bleibt
Junge Menschen könnten sich trotz harter Arbeit keine Immobilie leisten; wenn sie nicht wüssten, ob sie eine Rente bekommen, von der sie leben können, hätten sie angesichts der Klimakrise möglicherweise keine Lebensgrundlage. Warum also arbeitet man bis zum Umfallen? Die Welt verändert sich, die Unternehmen verändern sich, aber die Art und Weise, wie wir arbeiten, ist immer noch dieselbe. Das kann nicht funktionieren. "Aber wir sind zu erschöpft, um etwas daran zu ändern", schreibt Weber.
Webers Buch gliedert sich in zwei Teile: Einerseits gibt er einen Überblick über die Situation der heutigen Arbeitnehmer. Zum anderen analysiert er im hinteren, größeren Teil die Probleme der Arbeitswelt und deren mögliche Lösungen. Der Status quo ist schnell zusammengefasst: Die Deutschen sind erschöpft, haben keine Lust mehr zu arbeiten und scheiden aus dem Beruf aus, was den Fachkräftemangel noch verstärkt. Die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen zieht sich durch alle Schichten und Disziplinen, ob Wissenschaftler, Fahrradkuriere, Ärzte oder Lagerarbeiter. Oft sind die Gründe die gleichen.
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Immer erreichbar
Die 40-Stunden-Woche für eine Vollzeitbeschäftigung stammt aus einer Zeit, "als Männer in der Regel zur Arbeit gingen und Geld verdienten, während Frauen zu Hause den Rücken freihielten", heißt es in dem Buch. Heute arbeiten 75 Prozent der Mütter, die meisten von ihnen allerdings in Teilzeit. Das bedeutet, dass oft niemand den ganzen Tag Zeit hat, "sich um die Kinderbetreuung, die Hausarbeit, das Kochen, das Einkaufen und all die anderen Betreuungsaufgaben zu kümmern". Und die 40-Stunden-Woche stammt aus einer Zeit, in der die Technik weit weniger fortgeschritten war als heute. Daher stellt Weber die Frage: "Wenn also mehr Menschen arbeiten und die Technologie sich verbessert hat, warum arbeiten wir dann nicht weniger?"
Die Journalistin und ehemalige Chefredakteurin des Karrierenetzwerks LinkedIn in Deutschland schildert auch ihre eigenen Erfahrungen. Dabei geht sie vor allem auch auf das neu verbreitete Phänomen des Home Office ein. Um nicht das Gefühl zu haben, ständig erreichbar zu sein und den Computer permanent neben sich laufen lassen zu müssen, muss diese Form des Arbeitens allerdings richtig gelernt werden. Wie kommunizieren Teams trotz räumlicher Trennung richtig? Welches Format ist am sinnvollsten? Wie bauen Chefs und Untergebene Vertrauen auf, wie ein Teamgefühl? "Wir definieren uns sehr stark über unsere Arbeit. Wir sind alle so viel mehr als unser Beruf", sagt der Autor.
Eine der Botschaften ist, dass unsere Arbeitswelt sehr ungerecht geworden ist. Manche arbeiten hart, haben schlechte Arbeitsbedingungen und verdienen schlecht. Andere sitzen im Home Office und verdienen sehr gut. Wir müssen mehr Angleichung, Gerechtigkeit und Menschlichkeit schaffen. Wir müssen dafür sorgen, dass es den Menschen, die arbeiten, gut geht. Wir brauchen mehr zeitliche Flexibilität. Und wir brauchen die Gleichstellung der Geschlechter. Das Buch ist ein Plädoyer an die Arbeitnehmer, mutig "eine Bewegung für neue, bessere, gerechtere Arbeit für alle zu starten". Und an Politiker, Führungskräfte und Arbeitgeber, ebenso mutig neue Wege auszuprobieren und diese zu ermöglichen.