Bei der Grundschleppnetzfischerei werden schwere Netze über den Meeresboden gezogen, um Fische zu fangen. Kommerzielle Fischereibetriebe nutzen die Methode häufig, da sie für sie rentabel ist. Auf einmal wird eine große Menge an Fischen gefangen.
Schädlich für das Ökosystem
Die Schleppnetzfischerei hat negative Auswirkungen, einschließlich einer erheblichen Beeinträchtigung des Meeresbodens und einer hohen Beifangrate, insbesondere von Jungfischen der gewünschten Arten, sowie von Wirbellosen wie Krebsen, Seesternen oder Seeigeln. Wissenschaftler sind sich einig, dass durch die Methode das gesamte Unterwasser-Ökosystem beschädigt wird. Die Grundschleppnetzfischerei trägt nicht nur zum Verlust der biologischen Vielfalt und zur Zerstörung von Lebensräumen bei, sondern hat auch große Auswirkungen auf die Umwelt.
Zerstörung der Artenvielfalt
Im Februar 2022 veröffentlichten Wissenschaftler von Oceana eine Studie zum Umfang der Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten der EU und Großbritanniens. Oceana ist eine der größten internationalen gemeinnützigen Organisationen, die sich ausschließlich für den Schutz der Meere einsetzt. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass in 510 der 1.945 untersuchten Meeresschutzgebiete intensive Grundschleppnetzfischerei stattfindet. Diese 510 Gebiete umfassten 86% der insgesamt untersuchten Fläche. Insbesondere die größeren, küstennahen Schutzgebiete wurden stärker befischt. „Die Meeresschutzgebiete, in denen diese hochriskante Fischerei stattfindet, sind funktionslos", schreiben die Autoren der Studie.
Darüber hinaus werden durch das Ziehen großer Netze über den Meeresboden wichtige marine Lebensräume wie Korallenriffe und Seegraswiesen beschädigt. Das empfindliche Gleichgewicht in den Meeresökosystemen wird durch dieses Ausmaß des Verlusts an biologischer Vielfalt und der Schädigung von Lebensräumen gestört, was erhebliche Auswirkungen auf das Meeresleben insgesamt hat.
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Angeln mit mobilen Fanggeräten
Die Fischerei mit mobilen grundberührenden Fanggeräten (wie Baumkurren, Dredgen und grundberührende Scherbrettnetze) hat erhebliche Auswirkungen auf Lebensräume wie Sandbänke, Riffe und biogene Strukturen (wie Sabellaria-Riffe, Muschelbänke, etc.) mit ihren typischen Lebensgemeinschaften und sensiblen Arten. Die Schädigungsintensität hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Fanggeschirrs, seines Gewichts und seiner Schleppgeschwindigkeit sowie des Lebensraums und der dort vorkommenden Arten.
In einigen Gebieten der südlichen Nordsee werden jährlich bis zu 20 Mal mit mobilen Fanggeräten, die den Boden berühren, Fische gefangen. Untersuchungen zeigten, dass im Vergleich zum unbefischten Zustand die Biomasse bodenlebender Organismen in der südlichen und zentralen Nordsee um 39% gesunken ist. Grundgeschleppte Fanggeräte wirken sich stärker auf empfindliche, langlebige Arten mit geringer Vermehrungsrate aus als auf schnell wachsende, opportunistische Arten wie Borstenwürmer und Seesterne.
Maßnahmen der EU-Kommission
Die EU-Kommission forderte die Mitgliedsstaaten im Februar 2023 auf, bis spätestens 2030 die Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten zu verbieten. Erste Maßnahmen sollen bereits Ende März 2024 umgesetzt sein. Es gab auch ein Verbot des Gebrauchs von Schleppnetzen im Nationalpark Wattenmeer (Nordseegebiet in Dänemark, Deutschland und Niederlanden). Laut dem EU-Fischereikommissar Virginijus Sinkevičius sieht der EU-Meeresaktionsplan vor, dass die Grundfischerei in allen Meeresschutzgebieten bis zum Jahr 2030 schrittweise auslaufen wird. Die Maßnahmen hängen jedoch vom guten Willen der Regierungen ab. Bis zum Jahr 2030 haben 196 Länder, einschließlich der EU, zugestimmt, eine geschützte Fläche von 30 Prozent von Ozeanen und Meeren zu erreichen. Jedoch sind die Entscheidungen der CBD-Konvention (Convention on Biological Diversity) im rechtlichen Sinne nicht verbindlich und daher auf die individuellen Entscheidungen der einzelnen Länder angewiesen.